175 Jahre Engagement für das Handwerk in Bremen und Bremerhaven

Mit 175 Jahren ist die Handwerkskammer Bremen die älteste Handwerkskammer Deutschlands – und aller Erkenntnis nach damit auch die weltweit älteste Handwerkskammer. Ihre Gründung im Jahr 1849 geht auf die erste demokratische Verfassung Bremens zurück.

Die Handwerkskammer Bremen ist mit ihren rund 5.400 Mitgliedsbetrieben Teil der Gemeinschaft von 53 Handwerkskammern unter dem Dach des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Dessen Präsident Jörg Dittrich gratulierte persönlich zum Jubiläum: „Die Handwerkskammer Bremen hat mit ihrer Gründung vor 175 Jahren den ersten Grundstein gelegt für die Selbstorganisation des gesamten Handwerks in Deutschland. Als älteste und zugleich kleinste Kammer steht die HWK Bremen mit Zuständigkeit für zwei Städte beispielhaft für die regionale Bedeutung und Vielfalt des Handwerks und für die Wirtschaftsmacht von nebenan. Inzwischen sind es bundesweit 53 Handwerkskammern, die sich wie schon damals unsere Bremer Vorstreiter für das Handwerk einsetzen und stark machen. Heute arbeiten wir als bedeutende Wirtschafts- und Gesellschaftsgruppe daran, für unsere Betriebe und ihre Beschäftigten in Deutschland und der Europäischen Union Rahmenbedingungen zu erwirken, die es ihnen ermöglichen, ihre Betriebe geschäftlich erfolgreich zu führen und als Beschäftigte ihr Handwerk ausüben zu können. Dafür muss die Wettbewerbsfähigkeit am Wirtschaftsstandort Deutschland wieder verbessert werden, damit das standorttreue Handwerk seinen Beitrag zur Zukunftsgestaltung und zur künftigen Daseinsversorgung leisten kann.“ 

Die Gründung der Handwerkskammer Bremen geht auf die erste demokratische Bremer Verfassung zurück. Diese wurde im März 1849 rund ein Jahr nach einer Versammlung des Bremischen Bürgervereins im Krameramtshaus am Ansgarikirchhof, dem heutigen Gewerbehaus der Handwerkskammer, und einer darauffolgenden Petition verabschiedet. Aus diesem Grund ist das Gebäude 2023 zum „Ort der Demokratie-Geschichte“ ernannt worden.

Neues Selbstverständnis

 Seit der Gründung der Handwerkskammer Bremen hat sich nicht nur das Handwerk als solches stark gewandelt. Auch die Kammer agiert heute mit einem grundsätzlich anderen Selbstverständnis als vor 175 Jahren. Präses Thomas Kurzke: „Während die Kammer früher eher als Aussichtsbehörde wahrgenommen wurde und sich wohl auch selbst so gesehen hat, verstehen wir uns heute als moderne Dienstleisterin für unsere Mitgliedsbetriebe. Wir begleiten sie zum Beispiel bei der technischen Transformation und stehen ihnen bei Bedarf mit zahlreichen Beratungsdienstleistungen zur Verfügung. Damit wollen wir unseren Teil dazu beitragen, dass das Handwerk die großen Herausforderungen unserer Zeit, zum Beispiel bei der Umsetzung des Klimaschutzes oder der Bewältigung des Fachkräftemangels, meistern kann.“

 Die heutigen vier Schwerpunkte der Handwerkskammer Bremen spiegeln die aktuellen Herausforderungen des Handwerks und der Gesellschaft wider. Sie unterstützt ihre Bremer und Bremerhavener Mitgliedsbetriebe bei der Ausbildung junger Menschen, bei der Digitalisierung, bei der Unternehmensnachfolge sowie dabei, sich als Umsetzer des Klimaschutzes aufzustellen.

 Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen: „Das alles beherrschende Thema ist auch im Handwerk der Mangel an Auszubildenden sowie an Arbeits- und Fachkräften. Mit unseren Beratungen, der Begleitung von Betrieben sowie Auszubildenden und umfangreicher Imagearbeit tragen wir dazu bei, dass letztlich mehr Menschen in den Bremer und Bremerhavener Handwerksbetrieben ihre berufliche Heimat finden.“

Handwerk fordert Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung

 Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH): „Die Politik muss ihren wertschätzenden Worten für das Handwerk jetzt auch die notwendigen Taten folgen lassen, gerade in der Bildungspolitik. Nur wenn die Politik der beruflichen Aus- und Fortbildung im Handwerk neben der ideellen Wertschätzung endlich auch die entsprechende finanziell gleichwertige Wertschätzung entgegenbringt, werden wir genügend junge Menschen für eine Qualifizierung zu einer handwerklichen Fachkraft gewinnen können: Und die werden nicht nur hier in Bremen, sondern in ganz Deutschland dringend gebraucht, weil sie für die Transformationsaufgaben, die vor uns liegen, unverzichtbar sind. Schon jetzt arbeiten rund 3,1 Millionen Beschäftigte in knapp 30 Gewerken täglich am Erfolg der Energie-, Wärme- und Mobilitätswende, doch wir werden noch sehr viel mehr in den kommenden Jahren brauchen. Alle, die nachhaltig die Transformation unterstützen wollen, müssen sich deshalb für eine Bildungswende hin zu einer möglichst gesetzlich verankerten Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung stark machen und kleine und mittelständische Betriebe bei der Suche nach Ausbildungswilligen unterstützen.“

Zum 175. Jubiläum gratulierte Jörg Dittrich, Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Handwerks (Mitte), der Handwerkskammer Bremen persönlich. Präses Thomas Kurzke (l.) und Hauptgeschäftsführer Andreas Meyer (r.) begrüßten ihn zum Festakt in der Oberen Halle des Bremer Rathauses. Foto: Hwk Bremen

Meilensteine der Geschichte der Handwerkskammer Bremen

  •  Gründung 1849 geht auf die erste demokratische Verfassung Bremens vom März 1849 zurück. Diese enthielt zwei getrennte Kammern für Handel und Gewerbe (letztere inkl. Fabriken).
  • Erste Sitzung in der Alten Börse auf dem Liebfrauenkirchhof, danach in Gebäude auf dem Domshof
  • Drei wichtige Aufgabenfelder der Anfangszeit: Weiterbildung (durch Einrichtung einer Bibliothek), gutachterliche Stellungnahmen zu Fragen der Wirtschaftspolitik, Beschäftigung mit konkreten Problemen des bremischen Gewerbes. Außerdem: Beteiligung an Gewerbeausstellungen ab 1846
  • 1861: Erwerb des Krameramtshauses durch den Senat für die Gewerbekammer
  • 1872: Einrichtung einer technischen Anstalt für Gewerbetreibende zu Zwecken der Fortbildung
  • Ab 1906 Aufteilung der Vertretung der Industrie zwischen Handels- und Gewerbekammer. Jede Kammer war für den jeweiligen Bereich eines Betriebs zuständig.
  • 1930: Rund 7.300 Betriebe bei der Gewerbekammer eingetragen, davon rund 800 in Bremerhaven
  • Ab 1936 ausschließliche Zuständigkeit für das Handwerk
  • 1943: Auflösung der Handwerkskammer
  • 1944: Zerstörung des Gewerbehauses
  • 1949: Wiedergründung der Handwerkskammer
  • Ab 1946 Wiederaufbau des Gewerbehauses
  • 1964 Eröffnung der Gewerbeförderanstalt (Aus- und Fortbildungseinrichtung) im Doventorviertel, Richtfest mit Ludwig Erhard
  • 1980 Eröffnung des BFZ (heute: Kompetenzzentrum Handwerk gGmbH) an der Schongauer Straße