Handwerk fordert bessere Rahmenbedingungen und Planungssicherheit

Vor welchen Herausforderungen steht das Handwerk in Bremen und ganz Deutschland? Und wie können diese gelöst werden? Unter anderem mit diesen Fragen haben sich die Hauptgeschäftsführerinnen und - geschäftsführer der 53 deutschen Handwerkskammern bei ihrer zweitägigen Konferenz des Deutschen Handwerkskammertages (DHKT) am 23. und 24. September in Bremen beschäftigt. 

Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), sagte im Anschluss an die Konferenz: „Das Handwerk kämpft aktuell in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld mit gravierenden Standortdefiziten. Für das Gesamthandwerk erwarten wir daher 2024 keinen konjunkturellen Wachstumsschub. Politisch und wirtschaftlich herausfordernde Zeiten führen zu großer Verunsicherung, gerade auch in unseren Betrieben und bei deren Beschäftigten. Statt Unsicherheit brauchen unsere Betriebe dringend Zuversicht, Verlässlichkeit und vor allem Planungssicherheit. Probleme wie die hohe Steuer- und Abgabenlast, überbordende Bürokratie und der akute Fachkräftebedarf belasten das Handwerk enorm, alles Probleme, die längst hätten angegangen werden müssen. Die Politik muss handeln: Einen wahlkampfbedingten Stillstand bereits ein Jahr vor der Bundestagswahl 2025 können wir uns nicht leisten. Die Regierung steht in der Pflicht, den Turbo einzulegen mit dem klaren Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, Deutschland fit für die Zukunft zu machen und somit auch dem Handwerk den nötigen konjunkturellen Rückenwind zu geben.“ 

Verunsicherung und fehlende Planungssicherheit sowie zusätzliche Belastungen spüren laut Handwerkskammer Bremen auch die rund 5.500 Handwerksbetriebe in Bremen und Bremerhaven. Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen: „Gerade in gesamtwirtschaftlich schwierigen Zeiten brauchen die Betriebe eine verlässliche Perspektive, um sich für die Zukunft aufstellen zu können. In den kommenden Jahren müssen sie aufgrund der umfangreichen Transformation der Wirtschaft entscheidende Weichen stellen. Das kann ihnen aber nur gelingen, wenn die Richtung feststeht und die staatlich vorgegebenen Rahmenbedingungen stimmen. Im Bundesland Bremen gibt es da noch deutliches Verbesserungspotenzial. Das Handwerk bekommt die angespannte Haushaltslage mittlerweile deutlich zu spüren. Ein Beispiel dafür sind die geringen Zuschüsse des Landes zur Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung als elementarer Teil der Ausbildung. Die geplante Erhöhung der Grunderwerbssteuer trägt ebenfalls nicht zur Zuversicht in der Wirtschaft bei. Ebenso wenig wie das regelmäßig schlechte Abschneiden Bremens bei Bildungsstudien.“ 

Um die Situation zu verbessern, sei das Handwerk in intensivem Austausch mit der Landespolitik. Andreas Meyer: „Besonders beim Thema Ausbildung gilt es, trotz schwieriger Rahmenbedingungen das Bestmögliche für die Bremer Handwerksbetriebe zu erreichen. Um die Herausforderungen der Zukunft wie Klimaschutz und Digitalisierung bewältigen zu können, brauchen die Bremer und Bremerhavener Handwerksbetriebe dringend mehr geeignete Bewerberinnen und Bewerber für ihre Ausbildungsplätze. Im Hinblick auf den Bürokratieabbau kann auch das Land wichtige Beiträge leisten. Deswegen begrüßen wir grundsätzlich auch die Neufassung der Landesbauordnung. Jetzt müssen den Worten auch Taten folgen.“

Konjunkturbericht des Bremer Handwerks Herbst 2024

Die Handwerkskonjunktur an der Weser hat sich auf einem stabilen Niveau eingependelt und blickt verhalten optimistisch in die Zukunft. Im Vergleich zum Herbst 2023 hat sich der Geschäftsklimaindex seitwärts bewegt und liegt derzeit bei 125 Punkten (Herbst 2023: 123 Punkte). Bei der Einordnung im Vergleich zum Bund gilt zu beachten, dass bereits in den vergangenen Jahren keine große Anzahl von Neubauvorhaben in den im Wesentlichen bebauten Städten Bremen und Bremerhaven umgesetzt wurden. Aus diesem Grund sind die regional ansässigen Betriebe – auch im Unterschied zur Bauindustrie – aktuell nicht im gleichen Umfang von der schleppenden Baukonjunktur betroffen wie in der Republik insgesamt. Eindeutiger Schwerpunkt der meisten Bau- und Ausbau-Handwerksbetriebe im Bundesland Bremen ist schon seit langem die Sanierung von Bestandsgebäuden.

Die Verkaufspreise und Umsätze sind im abgelaufenen Berichtszeitraum weiter gestiegen. Im vergangenen Winter stagnierten die Umsätze noch, nun haben sie nachgezogen. Für das kommende Winter-Halbjahr sind die Aussichten für die Umsätze uneinheitlich. So rechnen das Bauhauptgewerbe, KFZ, personenbezogene Dienstleistungen und insbesondere die Lebensmittelgewerke mit steigenden Umsätzen. In den Gesundheitsgewerken werden konstante Umsätze erwartet, während in den Ausbaugewerken sowie den Handwerken für den gewerblichen Bedarf ein leichter Rückgang der Umsätze prognostiziert wird.

Die Beschäftigungssituation im Land Bremen bleibt im aktuellen Berichtszeitraum in den Gewerken Ausbau, KFZ und Personenbezogene Dienstleitungen nahezu unverändert, im Baubereich wird ein leichter Anstieg vermeldet, ebenso im Bereich Lebensmittel und Gesundheit. Einzig in den Handwerken des gewerblichen Bedarfs melden die teilnehmenden Betriebe einen leichten Rückgang. Die teilnehmenden Betriebe erwarten im kommenden Winter eine Fortsetzung dieser Entwicklung.

Aktuell vermeldet das Handwerk im Land Bremen eine leicht steigende oder zumindest gleichbleibende Auftragslage. Für den Winter erwarten lediglich die Ausbaugewerke einen leichten Rückgang. Die durchschnittliche Auftragsreichweite liegt aktuell bei 12,4 Wochen, das entspricht einem leichten Plus von 0,3 Wochen gegenüber dem Frühjahr 2024. Im Vergleich zum Herbst 2023 (12,8 Wochen) liegt die Auftragslage leicht im Minus.

Aktuell gibt es keine klare Tendenz bei der Investitionsbereitschaft im Land Bremen. Im Bereich Ausbau, KFZ, Lebensmittel und Gesundheit wurde im Sommer mehr investiert, in den Gewerken Bau, Handwerke des gewerblichen Bedarfs und bei den personenbezogenen Dienstleistungen gehen die Investitionen zurück. Für die Zukunft planen die verschiedenen Gewerke eine sehr unterschiedliche Investitionsstrategie, insgesamt bleibt die Investitionsbereitschaft konstant. 

Oliver Brandt

Oliver Brandt

Pressesprecher

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