Auszubildende aus Indien starten im Bremer Handwerk

Aufgrund des großen Fachkräftemangels haben junge Menschen mit einer handwerklichen Ausbildung hervorragende Berufsperspektiven. Trotzdem fehlt es vielen Handwerksbetrieben an Bewerberinnen und Bewerbern, jedes Jahr bleiben zahlreiche Ausbildungsstellen unbesetzt. Deshalb haben sich vier Bäckerei- und Fleischereibetriebe aus Bremen und Bremerhaven im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Handwerkskammer Bremen und einer internationalen Personalvermittlungsagentur dazu entschlossen, Auszubildende aus Indien einzustellen.

Die ersten der insgesamt elf Auszubildenden sind Anfang Januar in Bremen angekommen, in diesem Tagen folgen weitere Auszubildende. Vier von ihnen möchten den Bäcker-Beruf, einer den Fleischer-Beruf erlernen. Sechs haben sich für die Ausbildung als Fachverkäufer oder Fachverkäuferin im Lebensmittelhandwerk entschieden, darunter zwei mit dem Schwerpunkt Bäckerei und vier mit den Schwerpunkt Fleischerei.

In den Betrieben werden sie dringend gebraucht. „Während der vergangenen zehn Jahre ist die Anzahl der Auszubildenden in den vier Berufen Bäcker, Fleischer sowie Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk mit den Schwerpunkten Bäckerei und Fleischerei um rund 60 Prozent gesunken. Die Anzahl derjenigen, die 2024 eine Ausbildung in diesen Berufen begonnen haben, hat gegenüber dem Jahr 2014 sogar um rund 64 Prozent abgenommen“, beschreibt Andreas Meyer, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Bremen, die Lage. Obwohl das Handwerk seit Jahren intensiv an Schulen, bei Berufsinfo-Messen in den sozialen Medien und mit vielen weiteren Maßnahmen für die Duale Ausbildung wirbt, blieben jedes Jahr etliche Stellen nicht nur in den Lebensmittelhandwerken unbesetzt. Andreas Meyer: „Mittel und langfristig birgt der Mangel an Auszubildenden natürlich auch wirtschaftliche Risiken. Wo heute keine jungen Menschen ausgebildet werden, wird es morgen keine Fachkräfte geben. Das ist für die betroffenen Betriebe letztlich existenzgefährdend.“

Die angespannte Lage hat Herbert Dohrmann, Obermeister der Fleischerinnung Bremen und Präsident des Deutschen Fleischer-Verbands, dazu veranlasst, bei der Werbung um Auszubildende ganz neue Wege zu gehen. Aufgrund positiver Erfahrungen seiner Kollegen in Freiburg mit der Einstellung von Auszubildenden aus Indien hat er eine entsprechende Initiative bei der Handwerkskammer Bremen angeregt. Herbert Dohrmann: „Seit einigen Jahren finden unsere Betriebe kaum noch junge Menschen aus Bremen und der Region, die sich für eine Ausbildung in unserem Handwerk interessieren. Dass Bewerbungen eingehen, ist mittlerweile der Ausnahmefall. Um zu verhindern, dass es in ein paar Jahren gar keine Fachkräfte mehr gibt und deswegen noch mehr der handwerklich auf hohem Qualitätsniveau arbeitenden Betriebe schließen müssen, wollen wir jetzt diesen neuen Weg gehen.“

An dem Kooperationsprojekt beteiligen sich mit der Fleischerei Dohrmann und die Fleischerei Rudolph sowie Lenes Bio Backstube drei Handwerksbetriebe aus Bremen Nord sowie mit der Stadtbäckerei Engelbrecht ein Bremerhavener Betrieb. Bei der Umsetzung arbeiten sie eng mit der Handwerkskammer Bremen zusammen. Formale Hürden konnten schnell aus dem Weg geräumt werden. Von den ersten Gesprächen und den Beteiligungszusagen der Betriebe Ende 2023 bis zum Start der Deutschkurse für die künftigen Auszubildenden verging lediglich rund ein halbes Jahr.

Damit die Betriebe möglichst schnell neue Auszubildende einstellen konnten, hielt die Kammer engen Kontakt zur indischen Personalvermittlungsagentur, führte Video-Interviews mit den Bewerberinnen und Bewerbern, informierte die ausgewählten Kandidatinnen und Kandidaten in monatlichen Zoom-Meetings über die Duale Ausbildung in Deutschland und unterstützte die Betriebe bei der Beantragung der nötigen Visa. Außerdem konnten den neuen Auszubildenden Dank guter Zusammenarbeit mit der Gewoba drei Wohnungen in Bremen-Nord sowie eine Wohnung in Bremerhaven zur Verfügung gestellt werden. Um ihr Ankommen im neuen Land zu erleichtern, stellte die Kammer außerdem Kontakt zur indischen Gesellschaft in Bremen her. Die erste Ausstattung der Wohnungen haben die Betriebe übernommen, ebenso die Flugtickets. Diese Kosten haben die Betriebe gerne getragen, um Auszubildende und damit mögliche Fachkräfte von Morgen zu finden. „Wir freuen uns, dass das Projekt so schnell umgesetzt werden konnte. Zum ersten Mal saßen wir im September 2023 in der Handwerkskammer zusammen. Jetzt sind die Auszubildenden hier und wir sind zuversichtlich, dass es für alle ein großer Erfolg wird“, sagt Herbert Dohrmann.

03.02.2025

Oliver Brandt Pressesprecher Telefon 0421 30500-307 brandt.oliver@hwk-bremen.de